Die Filmstarts-Kritik zu Don't Worry Darling (2024)

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Don't Worry Darling

Kritik der FILMSTARTS-Redaktion

Don't Worry Darling

Keine Sorge, der Film ist tatsächlich so gut wie der Trailer!

Von Christoph Petersen

Mit „Booksmart“ hat die bislang vornehmlich als Schauspielerin bekannte New YorkerinOlivia Wilde eines der meistgefeierten Regiedebüts der vergangenen zehn Jahre abgeliefert: Ihre energiegeladene Version einer High-School-Komödie, bei der die Protagonistinnen zwar genretypisch am Verlust ihrer Unschuld arbeiten, dabei aber keine Poster von Justin Bieber, sondern von Michelle Obama und Ruth Bader Ginsburg an den Wänden hängen haben, begeisterte nicht nur Kritiker*innen, sondern auch an den Kinokassen. Kein Wunder also, dass Wilde für ihr Nachfolge-Projekt nun ein ungleich höheres Budget zur Verfügung stand – und das nutzt sie für einen satirisch angehauchten Mystery-Thriller, der zwar wie die Jordan-Peele-Hits „Get Out“ und „Wir“ kraftvoll in eine gesellschaftskritische Kerbe schlägt …

… dabei aber auch einfach verdammt geil aussieht: „Don’t Worry Darling“ ist ein hyper-stylisch glitzernder 1950er-(Alb-)Traum, der der (einstigen) Idealvorstellung vom Eigenheim mit weißem Gartenzaun samt Hausfrau, die pünktlich mit dem Essen und einem Drink auf ihren Ehemann wartet, mit Anlauf in die Weichteile tritt. Davon, dass „Black Widow“-Star Florence Pugh nach ihren grandiosen Leistungen in Filmen wie „Lady Macbeth“, „Little Women“ oder „Midsommar“ auch diesmal begeistert, sind wir ehrlich gesagt schon ausgegangen. Durchaus überraschend sind hingegen die Performances von Chris Pine als verstörend-charmanter Projektleiter und vor allem Harry Styles, der seine erste Hauptrolle nicht nur mit Bravour meistert, sondern dabei auch noch sein als „One Direction“-Sänger etabliertes Image als blütenreiner Teenie-Schwarm konsequent untergräbt.

Die Filmstarts-Kritik zu Don't Worry Darling (1)

Zumindest zu Beginn fühlt sich das neue Leben tatsächlich so toll an, wie es sich Alice (Florence Pugh) und Jack (Harry Styles) immer erhofft hatten…

Alice (Florence Pugh) ist mit ihrem Ingenieurs-Ehemann Jack (Harry Styles) in eine vermeintlich utopische Weißer-Gartenzaun-Siedlung mitten in der Wüste gezogen. Hier sind die Frauen schon am frühen Morgen perfekt hergerichtet, wenn sie mit der täglichen Hausarbeit beginnen. Die sonnenbebrillten, Cadillac-fahrenden Männer arbeiten unterdessen allesamt für den visionären Siedlungsgründer Frank (Chris Pine) an einem streng geheimen Vorhaben, das angeblich die ganze Welt verändern wird. Immer wieder wird den Bewohner*innen eingetrichtert, wie glücklich sie sich schätzen können, am Victory Projekt beteiligt zu sein – und was für einen wichtigen Beitrag auch die nicht eingeweihten Frauen leisten, weil sie ihren Männern mit Kochen und Staubsaugen den Rücken freihalten.

Doch die allzu idyllische Fassade bekommt schon bald erste Risse: So fällt Alice zum Beispiel auf, dass alle Paare des Ortes stets eine von nur drei verschiedenen Kennenlerngeschichten erzählen – und als sie beobachtet, wie in den nahegelegenen Bergen ein rotes Flugzeug abstürzt, scheint das niemanden so richtig zu interessieren. Aber als sie beschließt, der Sache auf den Grund zu gehen, indem sie zum ersten Mal nicht an der üblichen Haltestelle aussteigt, sondern die Straßenbahn bis zur Endstation weiterfährt, muss Alice schnell feststellen, dass Nachforschungen offensichtlich nicht erwünscht sind – und notfalls auch vom Pillen verschreibenden Siedlungs-Arzt Dr. Collins (Timothy Simons) unterbunden werden…

Ein sonnendurchflutetes Schauspielfest

Olivia Wilde, die als Alices Nachbarin Bunny auch selbst mitspielt, schwelgt erst einmal ausgiebig in jener idyllischen Utopie, die sie anschließend ebenso genüsslich zerlegen wird: Die co*cktailgläser glitzern hier nicht einfach nur verführerisch – bei einer Firmenparty räkelt sich sogar New-Burlesque-Superstar Dita Von Teese höchstpersönlich in einer überdimensionierten, mit Strass besetzen Champagnerschale. Die Regisseurin zelebriert diesen hochglänzenden 50er-wie-aus-einem-Werbeprospekt-Look regelrecht – bis hin zu einer Wäscheaufhängen-im-Garten-Szene, die mit im Wind wehenden Hemden und einer mitten in die Kamera hineinbrennenden Sonne durchaus an eine ähnlich arrangierte Hurra-Amerika-Sequenz aus Michael Bays „Pearl Harbour“ erinnert. „Don’t Worry Darling“ ist ein visuelles Fest, selbst wenn man natürlich von Beginn an spürt, dass es unter der blankpolierten Oberfläche dieses Retro-Rausches ganz gewaltig brodelt…

Dazu liefert Harry Styles („Dunkirk“) – zumindest in der ersten Hälfte – ein überzeugendes Bewerbungsschreiben als nächster James Bond: Er hat zumindest den Stil, den Charme, das Mysterium und das passende Auto – selbst wenn er das neugewonnene 007-Image samt seines bisherigen Status als Teenie-Idol im weiteren Verlauf mit offensichtlicher Spielfreude und einigem Mut zum Anecken direkt wieder einreißt. Chris Pine dreht die Sektenführer-Vibes seines Silicon-Valley-artigen Visionärs unterdessen bis zum Anschlag auf – und begeistert vor allem dann, wenn sich später immer mehr Risse in seiner Alles-unter-Kontrolle-Fassade auftun. Eine grandios schmierige Performance.

Die Filmstarts-Kritik zu Don't Worry Darling (2)

Wunderbar schmierig: Chris Pine als visionärer Firmenlenker, der sich allerdings eher wie ein manipulierender Sektenführer aufführt…

Das emotionale Zentrum bleibt aber natürlich Florence Pugh als Alice, die sich nach ihren ersten Entdeckungen in einer klassischen „Gaslighting“-Situation wiederfindet: Statt auf ihre Fragen einzugehen, reden ihr plötzlich alle (Männer) ein, dass sie sich nicht länger auf ihre eigene Wahrnehmung verlassen könne. Wenn man „Don’t Worry Darling“ hier einen Vorwurf machen will, dann den, dass die sich auftürmenden Risse in der perfekten Idylle (also das rote Flugzeug, die gelbe Straßenbahn, die sich gleichenden Biographien, etc.) eher beliebig gewählt sind und nicht gerade zwingend auf die später gelieferte Auflösung zulaufen. Allerdings erwecken Wilde und ihr Drehbuch-Trio Katie Silberman,Carey Van Dyke undShane Van Dyke (der zu Beginn seiner Autoren-Karriere solche Mock-Buster wie „Titanic 2“ oder „Transmorphers“ verfasst hat) auch nie den Eindruck, dass es sich hier um ein Mysterium handelt, das man sich aus den ausgestreuten Brotkrumen selbst herleiten könnte.

Stattdessen präsentieren sie uns einen Twist, der nicht nur der Hauptfigur mit Schmackes den Boden unter den Füßen wegzieht: Die zentrale Wendung ist absolut zeitgemäß und thematisch stimmig, aber auch so drastisch und überraschend, dass es da nach dem Rollen des Abspanns bestimmt noch einiges an Gesprächsbedarf über das ganze Ausmaß der Abgründigkeit hinter dieser Idee geben wird…

Fazit: Ein hyper-stylisher Mystery-Thriller für Fans von gesellschaftskritischen „Twilight Zone“-Hommagen á la „Get Out“ – mit einer Auflösung, die mit Sicherheit noch für allerlei hitzige Diskussionen sorgen wird!

Die Filmstarts-Kritik zu Don't Worry Darling (3)

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